Wenn Scrum nicht funktioniert … dann eben Kanban

Wenn etwas nicht funktioniert, dann machen Sie etwas anderes. Diese Grundannahme aus dem NLP passt gut für das persönliche Leben und mag auch an der ein oder anderen Stelle in Unternehmen ihren Platz finden. Doch wenn ständig Arbeitsweisen ausgetauscht oder verändert werden, liegt es nicht daran, dass sie nicht funktionieren – vielmehr werden die Ursachen und Blockaden außer Acht gelassen.

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Viele Führungskräfte tendieren dazu, ihre Konzentration auf das Sichtbare zu richten – es geht um Arbeitsmethoden, Boards, Termine, Rollen. Funktioniert etwas nicht, wird es ausgetauscht. Das bringt vielleicht kurzzeitig einen positiven Effekt, ist aber langfristig nicht die Lösung. Die wirklichen Blockaden, die dem zugrunde liegen, werden hierbei verkannt. Demzufolge erlebe ich, dass viele Teams die Arbeitsweise nach Scrum zu schnell und zu häufig individualisieren, so dass der Grundgedanke verloren geht. Der Mehrwert, den Scrum bietet, wird nicht gesehen und es kommt zum Urteil: „Scrum funktioniert bei uns nicht, wir machen jetzt Kanban“.

Vom Rosinenpicken und den Blockaden dahinter

Häufig erzählen mir Teams, dass sie zwar mit Scrum experimentiert haben, doch es für sie nicht funktioniert. Aufgrund dessen seien sie auf Kanban umgestiegen, denn der Wunsch agiler zu werden, ist nach wie vor vorhanden. Werfe ich allerdings einen genaueren Blick auf die Arbeitsweise, stelle ich fest, dass es ein Kanbanboard gibt, Dailys stattfinden, regelmäßig Retrospektiven abgehalten werden und auch das Refinement Platz im Terminkalender findet, schließlich sei es wichtig, das Team im Anforderungsprozess miteinzubinden. Es werden sich also die Rosinen aus den Scrum-Fragmenten herausgepickt. Stelle ich nach meinen Beobachtungen die Frage, warum es nicht funktioniert, wenn doch schon einiges davon umgesetzt wird, erhalte ich folgende Antworten: „Mit den vielen Scrum- und den restlichen Terminen kommen wir nicht zum Arbeiten.“ „Die künstlichen Timings bauen zu viel Druck auf.“ „Wir wollen zwar agil sein, doch das Unternehmen arbeitet noch klassisch im V-Modell.“ Zwischen den Zeilen steht deutlich, dass die Menschen auf Blockaden in der Organisation und innerhalb des Teams gestoßen sind, die nicht aufgelöst wurden. Meistens werden diese der Arbeitsmethode zugeschreiben, doch glauben Sie mir, die Blockade gab es schon lange davor.

Ein Hoch auf Symptombekämpfung

Werden Blockaden im Team oder in der Organisation nicht von den entsprechenden Rollen wie Scrum Master oder Product Owner angegangen, entsteht Frust im Team, der relativ schnell anwächst. Die Konsequenz: Weder Scrum noch Kanban oder eine andere Arbeitsmethode funktioniert. Es wird lediglich weiter verschoben und immer mehr Methoden kommen zum Einsatz, die auf den ersten Blick die Blockade nicht offensichtlich bedienen. Jetzt zur unangenehmen Wahrheit. Sobald die neue Arbeitsweise – in welcher Form auch immer – mit der bestehenden Blockade in Kontakt kommt, wird sie zum „Buhmann“, denn es funktioniert auch nicht mehr mit ihr. Deshalb meine klare Empfehlung für alle Teams und Führungskräfte: Wenn Sie sich für eine Arbeitsweise entscheiden, richten Sie den Fokus auf das Beheben der Blockaden.

Blockaden aus dem Weg räumen, bevor jemand „reintritt“

Blockaden sind wie versteckte Fallen, die nur darauf lauern, dass wieder jemand reintritt und gefangen wird. Umso wichtiger ist es also, sie in Terminen transparent zu machen und einen Verantwortlichen zu benennen, der die Blockaden sammelt und clustert, damit sie ausgelöscht werden können. Hierfür ist es wichtig, den Product Ownern und Scrum Mastern zuzuhören und mit ihnen gemeinsam an neuen Lösungsansätzen zu arbeiten. Dafür müssen diese aber zeitgleich in ihren Kompetenzen zu den Themen Kommunikationsstärke, Teamdynamikprozesse, Konfliktmoderation sowie Organisationsentwicklung gestärkt werden, denn sie sind diejenigen, die auf Lücken im Unternehmen hinweisen und Veränderungen vorantreiben. Werden die Blockaden erkannt und aus dem Weg geräumt, dann ist es nahezu egal, welcher Arbeitsweise gefolgt wird, denn es gibt keine Grenzen mehr.

Wenn Sie den Blockaden in Ihrem Team und Ihrer Organisation auf den Grund gehen oder Ihre Scrum Master dahingehend befähigen möchten, dann vereinbaren Sie gerne einen persönlichen Termin mit mir oder schreiben Sie eine Nachricht auf LinkedIn.