Unser Unternehmensschiff ist zu schwerfällig – wie werden wir innovativer?
In unserem Unternehmen läuft alles langsam und schwerfällig. Wir kommen nicht voran, sind nicht innovativ genug. Wir produzieren mehr Fragen, als das wir Antworten liefern. Doch was genau bedeutet das? Mit Verallgemeinerungen dieser Art wird der Abstand zum wirklichen Problem nur vergrößert, was nicht selten dazu beiträgt, dass Symptombekämpfung statt Ursachenforschung betrieben wird. Es ist also an der Zeit, die Probleme bei den Wurzeln zu packen.
Je mehr verallgemeinert wird, desto weniger passiert. Lassen Sie mich das anhand eines einfachen Beispiels erklären. Sie gehen zum Arzt und sagen: „Mein Arm tut weh.“ Vielleicht verschreibt dieser Ihnen daraufhin ein Schmerzmittel, doch die Ursache der Schmerzen wird nicht behandelt. Ein guter Arzt jedoch wird nachfragen, wo genau der Schmerz sitzt, bei welchen Bewegungen er auftritt, ob er ziehend oder stechend ist. Evtl. ist die Ursache dafür gar nicht im Arm, sondern geht vom Nacken aus. Je konkreter also ein Schmerz bzw. ein Problem im Unternehmen definiert wird, desto leichter lässt sich die Ursache herausfinden und beheben.
Probleme sammeln und filtern
Nehmen wir nun einmal den Satz aus der Headline „Unser Unternehmensschiff ist zu schwerfällig“. Was genau ist schwerfällig? Ist es das Gesamtkonstrukt Schiff, die Steuerung, die Wegeführung, zu starre Regeln, veraltete Technologie und Seekarten oder die Selbstorganisation und Kommunikation? Was bedeutet der Begriff „schwerfällig“ überhaupt? Je größer ein Schiff bzw. Unternehmen ist, desto schwerer ist es auch zu lenken – die Schwere gehört bis zu einem gewissen Grad also dazu. Auf der anderen Seite gibt es unter den Seglern den Ausdruck: „Länge läuft“. Je größer, desto schneller. Im ersten Schritt der Ursachenforschung geht es nun darum, die einzelnen Problembereiche zu präzisieren und jedes Problem und jeden Wunsch zum Thema zu sammeln. Diese werden symbolisch in einen Trichter gegeben und eines nach dem anderen gefiltert. Fragen Sie sich, wenn alle Probleme gesammelt sind, welches als erstes unten herausfällt. Dieses gilt es dann zu konkretisieren und zu bearbeiten.
Ursachenforschung und Schmerzpunkte finden
In vielen Fällen läuft die Ursachenforschung aufgrund voller Terminkalender und vieler Projekte nur oberflächlich ab. Ist in der Unternehmenskultur zudem noch der Grundsatz „Wer hat Schuld“ verankert und nicht, wie der gemeinschaftliche Anteil an einem Problem ist, wird die Ursachenforschung schnell so unangenehm wie ein Zahnarztbesuch. Doch auch hier gilt, wenn der Zahn in der Wurzel schmerzt, bringt eine oberflächliche Füllung keine Erleichterung und wird der tatsächliche Schmerzpunkt nicht behandelt, wird wertvolle Zeit mit dem Herumdoktern verschwendet. Und wenn Sie ehrlich sind, dann wollen auch Sie bestimmt kein Geld und keine Zeit für unnötige „Behandlungen“ ausgeben, oder?
Das war schon immer so …
Bevor es zu diesem Satz kommt, stand am Anfang meistens ein anerzogenes Problem, welches genährt und einfach laufen gelassen wurde. Daraus wiederrum entwickelten sich ein Muster, neue Grundannahmen und womöglich auch konfliktreiche Beziehungen, die Workarounds entstehen haben lassen. Aus Workarounds wurden Gewohnheiten und irgendwann dient zur Rechtfertigung einzig der Satz „das war schon immer so.“ In diesem starren Gefüge und im Musterdenken bleibt allerdings kein Raum für Freiheit. Denken Sie einmal an einen Menschen, der zwanghaft etwas sammelt, zum Beispiel Zeitschriften. Über die Jahre wachsen die Stapel, irgendwann legt dieser Mensch sich enge Gänge und Wege durch die Wohnung an, manchmal werden ganze Zimmer blockiert und lassen sich nicht mehr betreten. Jetzt arbeitet er an dem Symptom, indem er sich eine Garage mietet oder ein Entrümplungsteam beauftragt, doch die Ursache ist damit noch nicht vom Tisch. Der berühmte Satz „das war schon immer so“ ist wie die Zeitschriftenstapel in der Wohnung – er blockiert den Zugang zu neuem, innovativem Denken. Von Zeit zu Zeit auszumisten, bringt nur kurzfristig etwas, wichtig ist, die Anteile eines jeden anzuerkennen und die Ursache zu bekämpfen, um dann wieder Platz zu schaffen für Neues.
Der positive Effekt
Verallgemeinerungen zu konkretisieren, bedeutet zum einen handlungsfähig zu werden. Sich von dem identifizierten Ballast zu lösen und Raum für Neues zu schaffen. Zum anderen werden Sie feststellen, dass das konkrete Benennen der Problematiken auch einen positiven Effekt hat – es bleibt viel übrig, dass gut funktioniert und gefeiert werden darf.
Wenn auch Sie nicht länger an Symptomen herumdoktern, sondern sich der Ursachenforschung stellen wollen, dann lassen Sie uns gemeinsam sprechen.