Selbstorganisation von Teams – geht das ohne Führung?

Fast in jeder Organisation ist es zu finden: Das Spannungsfeld zwischen einem Team und seinem Management. Der Wunsch nach selbstorganisierenden Teams ist groß, doch nur selten herrscht Klarheit oder gar Einigkeit zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften. Die Erwartungen an die Selbstorganisation schaffen oftmals Probleme. Was bedeutet das konkret für die Führungsarbeit?

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Häufig begegnen mir Teams und Führungskräfte, die agil arbeiten wollen beziehungsweise sollen. Sie haben erste Erfahrungen mit Selbstorganisation gemacht, sind aber schnell an Grenzen gestoßen, die sie in ihrer Arbeit behinderten. Die aufgestellten Erwartungen wurden nicht erfüllt, sowohl auf Seiten des Teams als auch bei der Führung – es macht sich dadurch schnell Frust breit. In Gesprächen mit den Führungspersonen und Teammitgliedern wurde schnell klar, warum es nicht so läuft, wie es laufen könnte. Es herrscht zu wenig Austausch über die gegenseitigen Erwartungen und Ziele sowie zu wenig Transparenz über z. B. den Arbeitsfortschritt, die Anforderungen, die Qualität der Ergebnisse und eine offene Team-Kultur ist ebenfalls nicht in Sicht. Diese und weitere Themen soll die Führungsperson dann bewältigen – doch wie? Der Wunsch ist klar: Die Teams sollen proaktiv und eigenverantwortlich zusammenarbeiten, um ein exzellentes Ergebnis abzuliefern. Und das am besten noch in Eigenregie. Der reine Wunsch allein, ist noch nicht ausreichend. Jetzt gilt es, die Taten folgen zu lassen – und zwar gemeinschaftlich. 

Alle an Bord holen

Wenn die Selbstorganisation von Teams gelingen soll, ist die Mitwirkung aller Beteiligten gefragt. Führungskräfte sind davon nicht ausgenommen. Selbstorganisation ist ein laufender Prozess, der sich entwickelt, indem die Teilnahme der Mitglieder immer weiter gesteigert wird. Mitdenken ist ausdrücklich erlaubt und das Lernen aus eigenen Fehlern und die Reflektion dieser gehört ebenfalls zu diesem Prozess. Die Rolle der Führungsperson ist es, diesen Prozess zu initiieren und ihn darüber hinaus zu begleiten, am Leben zu halten und das Team zu Wachstum zu befähigen. Sind alle an Bord und steuern in die gleiche Richtung, ist der Kurs Richtung Selbstorganisation klar ausgerichtet.

Prozesse für die Selbstorganisation – Route festlegen

Prozesse, die die Selbstorganisation unterstützen, lassen sich mit einer Route vergleichen, die es braucht, um das Ziel zu erreichen. Klare Meetings dienen beispielsweise dazu, Anforderungen zu konkretisieren oder Touchpoints für die transparente Darstellung des Arbeitsfortschritts zu definieren. Des Weiteren unterstützen Arbeitsplattformen, auf denen gut analog oder digital zusammengearbeitet werden kann, den Weg zu gelingender Selbstorganisation. In regelmäßigen Reflexionsmeetings hat das Team die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen, voneinander zu lernen und sich dadurch zu verbessern. Konkrete Vereinbarungen, wie das Produkt oder die Dienstleistung am Ende aussehen soll, sind ebenfalls ein Ankerpunkt auf der Route zum selbstorganisierten Team. Zielführende Fragen zur Entscheidungsstruktur im Team, wie beispielweise „Wer entscheidet wann?“, „Was sind Themen, die der Team-/Projektleiter trifft?“, „Über welche Bereiche entscheidet das Team?“ oder „Wie verlaufen die Entscheidungsverfahren?“ decken an manchen Stellen noch Unsicherheiten auf. Ein offenes Miteinander, bei dem über teaminterne oder externe Blockaden gesprochen wird, um diese gemeinsam zu lösen sowie ein konstruktiver und gelernter Umgang mit Konflikten aber auch das Feiern bisheriger Leistungen ebnet die Route zum Erfolg.

Zu Diensten – eine entscheidende Kompetenz von Kapitänen

Wenn Teams eigenständig lernen, mit Veränderungen umzugehen, stellt sich die Frage: Werden Führungskräfte noch benötigt? Damit die Selbstorganisation von Teams zum Erfolg wird, ist die Führungskraft keinesfalls irrelevant. Ganz im Gegenteil: Selbstorganisation kommt nicht ohne Führung aus. Eine Fähigkeit, die Führungskräfte in dieser Situation verstärkt entwickeln sollten, ist jene zu einer dienenden Führung. Das Team hingegen sollte weiter an Moderations- und Kommunikation-Skills, Team Dynamiken sowie fachbezogenen Fähigkeiten im Hinblick auf die Teaminhalte geschult werden, damit das Produkt oder die Dienstleistung per excellence effizient und in Arbeitsterminen, statt auf Diskussionsplattformen, erstellt werden kann. Ein Zusammenspiel der Kompetenzen von Führung und Team ist entscheidend für den Erfolg der Selbstorganisation der Teams.

Die Rahmenbedingungen – Ozean oder Teich?

Ein Luxuskreuzfahrtschiff kommt in einem Teich nicht weit und ebenso ist eine „Ein-Mann-Nussschale“ auf dem Ozean verloren. Sind die idealen Rahmenbedingen gegeben, erhalten Teams nicht nur Sicherheit. Vielmehr haben sie auch Möglichkeiten, sich in diesem Rahmen zu entwickeln. Dabei gilt es, sich zu fragen: Was sind die Grenzen des Teams? Wo liegt ihr Einflussbereich? An welchen Stellen gibt es Freiheiten? Was dürfen sie entscheiden und was nicht? Welche Information unterliegt einer Hol- oder einer Bringschuld? Welche Aufgaben übernimmt wer im Team? Es obliegt den Führungskräften und Managern als ermöglichende und gestaltende Personen, die Rahmenbedingungen für selbstorganisierte Teams zu schaffen.

Wollen auch Sie mit Ihrem Team die Segel Richtung Selbstorganisation setzen, dann rufen Sie mich gerne an und lassen Sie uns gemeinsam den Weg zum Erfolg gehen.