Raus aus dem Schildkrötenmodus – beschleunigen Sie die Entscheidungsprozesse im Unternehmen

Im Restaurant, vor dem Supermarktregal oder beim Kleidungskauf – oft fällt da der Satz „Ich kann mich nicht entscheiden.“ Nun geht es hierbei nicht um gravierende oder lebensverändernde Entscheidungen, sondern um Banales. Doch das Prinzip gilt auch in vielen Unternehmen. Dort treffe ich häufig auf langsame und ineffiziente Entscheidungswege. Dabei ist Geschwindigkeit für Unternehmen ein essenzieller Faktor, um sich schnell an sich verändernde Marktbedingungen anzupassen und nicht hinterherzuhinken. Deshalb stelle ich im Folgenden zwei Ansätze vor, die Entscheidungsprozesse beschleunigen.

Viele Führungskräfte scheuen sich davor, ihre Entscheidungsprozesse zu beschleunigen, denn dabei handelt es sich um eine komplexe Aufgabe, die Zeit, Geduld und Ressourcen in Anspruch nimmt, die ohnehin meist knapp sind. Doch sehen wir uns zunächst drei Komponenten an, die bei jeder Entscheidung eine Rolle spielen: Entscheidungsreife, strukturelle und prozessuale Themen sowie kulturbedingte Faktoren.

Inhalt und Entscheidungsreife

Die Komplexität einer Entscheidung und die Entscheidungsreife sind in vielen Unternehmen häufig unklar. Je komplexer eine Entscheidung ist, desto mehr Faktoren müssen analysiert und bewertet werden. Dies ist zeitaufwendig und führt meist zu langen Diskussionen, die kein Ende finden. Zudem wird oft nicht transparent gemacht, welche Informationen für eine Entscheidung benötigt werden und wann ein Thema entscheidungsreif ist.

Strukturelle und prozessuale Themen

In großen Unternehmen durchläuft eine Entscheidung in der Regel mehrere Hierarchieebenen und Gremien. Dies führt zu Verzögerungen, da neue Ideen, Meinungen und Bedenken hinzukommen und zahlreiche Feedbackschleifen gedreht werden. Zudem tragen die vollen Terminkalender der Beteiligten, strukturelle Probleme und mangelnde Priorisierung dazu bei, die Entscheidungsfindung zu verlangsamen.

Kulturbedingte Faktoren

Die Angst vor Fehlern und Interessenkonflikte sind ebenfalls Aspekte, die die Entscheidungsfindung beeinträchtigen. Zudem scheuen sich die Menschen, die eine Entscheidung treffen, vor deren Auswirkung, denn schon manche Fehlentscheidung hat ganze Unternehmen in die Insolvenz getrieben. Somit kommt es zu Ausreden, warum etwas nicht entschieden wird oder Rechtfertigungen, warum etwas entschieden wurde. All dies mag auch Konflikte zwischen verschiedenen Abteilungen oder Teams auf den Plan rufen, die gelöst werden müssen.

Anhand dieser drei Faktoren wird deutlich, warum Unternehmen und insbesondere Führungskräfte Entscheidungen gerne hinauszögern, endlos diskutieren oder gar nicht auf den Weg bringen. Das allerdings kann nicht die Lösung sein. Stellen wir uns nur einmal vor, wir würden uns im Restaurant nicht für ein Gericht entscheiden: Entweder überlassen wir jemand anderem, zum Beispiel unserem Begleiter, die Verantwortung, der aber vielleicht etwas aussucht, was wir gar nicht möchten oder wir bleiben so lange unentschlossen sitzen, bis das Restaurant schließt und gehen hungrig wieder nach Hause, um dann die wenig appetitlichen Reste aus dem Kühlschrank zusammenzukratzen. In jedem der Fälle hat es für uns keinen positiven Ausgang, wenn die Entscheidung zu lange dauert oder gar nicht getroffen wird.

Entscheidungsprozesse beschleunigen

Um die Entscheidungswege in einem Unternehmen zu verkürzen, empfehle ich zwei Ansätze: die Reflexion über das bereits Vorhandene und die Analyse des genauen Gegenteils.

Reflexion über das bereits Vorhandene

Zunächst sollte analysiert werden, wo und wann im Unternehmen bereits schnelle Entscheidungen getroffen werden. Im Anschluss sind folgende Fragen hilfreich:

  • Was hat dazu geführt, dass diese Schnelligkeit entstanden ist?
  • Welche Stärken und Kompetenzen haben die Beteiligten gezeigt?
  • Wie häufig kommt diese Schnelligkeit im Alltag vor?

Diese Erfahrungen lassen sich nutzen, um einen Prozess oder eine Haltung zu generieren, die schnelle Entscheidungen begünstigt. Ein Beispiel dazu ist ein Unternehmen, das analysierte, dass schnelle Entscheidungen vor allem dann getroffen werden, wenn die Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten klar definiert sind. Auf Basis dieser Erkenntnis hat das Unternehmen daraufhin Richtlinien für die Entscheidungsfindung aufgestellt, die klar definieren, wer verantwortlich ist.

Analyse des genauen Gegenteils

Eine andere Herangehensweise ist die Frage: „Wie können wir im Unternehmen noch langsamer Entscheidungen treffen?“ Das mag sich zunächst paradox anhören, doch durch ein Brainstorming über Möglichkeiten, die Situation weiter zu verschlechtern, lassen sich Schwachstellen aufdecken. Im nächsten Schritt wird analysiert, welche Verhaltensweisen, Denkmuster und Kommunikationsmuster bereits dazu beitragen, die Entscheidungswege zu verlangsamen. Schließlich wird überlegt, wo angesetzt werden kann, um schnellere Entscheidungswege zu erzielen und was für die Umsetzung benötigt wird.

Schneller Entscheidungen treffen

Die Beschleunigung von Entscheidungsprozessen ist eine komplexe Aufgabe, die sich jedoch mit den richtigen Ansätzen bewältigen lässt. Durch die Reflexion über das bereits Vorhandene und die Analyse des genauen Gegenteils sind Unternehmen in der Lage, ihre Entscheidungswege zu verkürzen und so ihre Anpassungsfähigkeit und Geschwindigkeit am Markt zu erhöhen.

Stehen auch Sie in Ihrem Unternehmen immer wieder vor der Herausforderung, dass Entscheidungen zu lange dauern und suchen weitere Ansätze, wie Sie das beschleunigen können? Dann vereinbaren Sie gerne einen persönlichen Termin mit mir oder schreiben Sie eine Nachricht auf LinkedIn.