Klarheit statt Chaos – warum stürmische Zeiten Handlungsfähigkeit erfordern
Stellen Sie sich vor, Sie sind auf einem Segelboot mitten auf dem offenen Meer. Sie sind der Kapitän dieses Bootes und haben die Verantwortung, das Team sicher ans Ziel zu bringen. Doch plötzlich geraten Sie in einen Sturm. Die Wellen werden immer höher, der Wind peitscht Ihnen ins Gesicht und das Boot gerät in eine gefährliche Schieflage. So ähnlich geht es gerade vielen Unternehmen und Teams. Die Zeiten sind stürmisch und äußere Gegebenheiten werfen das Team hin und her. In solchen Situationen ist es entscheidend, dass Sie als Führungskraft handlungsfähig bleiben. Sie müssen das Boot auf Kurs halten. Doch leider erlebe ich immer wieder das Gegenteil.
Teamleiter und andere Führungskräfte klagen darüber, dass sie sich ständig rechtfertigen müssen und getrieben sind von unterschiedlichen Prioritäten, da sich die Stakeholder nicht abstimmen. Zudem haben sie das Gefühl, dass alles wichtig ist und dadurch nichts fertig wird. Timings gehen immer wieder den Bach runter und können nicht eingehalten werden. Ebenso ersticken die Führungskräfte in einer Terminflut, die es ihnen unmöglich macht, sich auf die wirklich wichtigen Dinge zu konzentrieren. Die Hauptaufgabe – die Führung des Teams – bleibt auf der Strecke. Und als wäre das alles noch nicht genug, wird eine immer höher werdende Bugwelle an Aufgaben vor sich hergeschoben, von der niemand weiß, wann sie abgearbeitet werden soll.
Das Boot respektive die Abteilung oder gar das ganze Unternehmen wird von einer Seite auf die andere geschmissen und das Team rennt auf dem Deck herum, um alles mehr oder weniger im Lot zu halten. Es ist klar, dass dies nicht auf Dauer gelingt. In solchen Momenten wird deutlich, wie wichtig es ist, als Führungskraft stets die eigene Wirksamkeit zu hinterfragen, denn Handlungsunfähigkeit führt zu Chaos, Unzufriedenheit, Frust und zu einem Scheitern des Teams. Doch Vorsicht: häufig kommt es jetzt zu dem Trugschluss, dass Führungskräfte denken, sie schaffen es allein eine Lösung dafür zu finden. Doch meistens steuern sie nur tiefer in den Sturm hinein.
Ein Kompliment, das zum Nachdenken anregt
Neulich bekam ich ein äußerst interessantes Kompliment von einem Kunden, mit dem ich im letzten Jahr zusammengearbeitet habe. Als ich ihn nach seinen Erkenntnissen aus unserer Zusammenarbeit fragte, antwortete er wie folgt: „Ich habe Dich bezahlt, um wieder handlungsfähig zu sein, und das ist mir mit meinem Team gelungen.“ Genau das war mein Ziel – und zudem bringt dieses Kompliment die Bedeutung eines systemischen Beraters grandios auf den Punkt. In stürmischen Zeiten brauchen Unternehmen und Führungskräfte eine Perspektive von außen. Das kann ein Leuchtturm sein, der sie vor Gefahren warnt und ein Stück weit den Weg weist oder ein erfahrener Ratgeber, der auf dem Boot wieder für mehr Klarheit und Handlungsfähigkeit sorgen kann.
Den Standpunkt ändern
Bei der Begleitung von Teams stelle ich immer wieder fest, dass Anforderungen auf unterschiedlichsten Wegen ins Team gelangen und unter den gegebenen Umständen bearbeitet werden. Das Team erledigt seine Aufgaben mal pünktlich, mal unpünktlich und manchmal eher schlecht als recht. Allen ist bewusst, dass es noch viel Luft nach oben gibt, wenn es darum geht, aktiv und nach vorne schauend zu arbeiten, anstatt nur reaktiv zu handeln. Die Schwierigkeit dieses Potenzial auszuschöpfen, besteht jedoch oft darin, dass sowohl die Führungskraft als auch die Teammitglieder von außen getrieben werden, die täglichen Arbeiten zu erledigen. Der Alltag bietet nur wenig Zeit, um Veränderungen einzuführen und vom reaktiven zum proaktiven Arbeiten überzugehen. Da das Team selbst Teil des Problems ist und sich in diesem Hamsterrad abstrampelt, entwickelt sich eine Dynamik, die es kaum möglich macht, dieses anzuhalten. Was fehlt ist eine externe Perspektive, jemand, der der Führungskraft und dem Team die Welt außerhalb ihres Problems zeigt und ihnen ermöglicht, ihr Verhalten aus einem distanzierten Blickwinkel zu betrachten, damit sie ihren Standpunkt neu bewerten können.
Die Konsequenzen der Handlungsunfähigkeit
Wer immer nur auf äußere Gegebenheiten und Einflüsse reagiert, wird zwangsläufig handlungsunfähig. Das bedeutet man kann nicht mehr so wirken, wie man es eigentlich möchte. Man wird von anderen gesteuert und nicht mehr von den eigenen Vorstellungen und Werten. Das führt auch dazu, dass die eigenen intrinsischen Motive oft nicht erfüllt werden oder – im Gegenteil – überstrapaziert sind. Die Konsequenzen davon sind Unzufriedenheit und Frustration. Oftmals versuchen Führungskräfte in solchen Situationen, sich noch mehr anzustrengen oder härter zu arbeiten, um die Probleme zu bewältigen. Sie glauben, dass sie durch noch mehr Einsatz das Ruder herumreißen können. Doch häufig führt dies nur zu erhöhtem Stress und noch mehr Frust. Dieser Zustand lässt sich zwar über einen gewissen Zeitraum ertragen, doch irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem es nicht mehr geht. Es gibt dann nur wenige Auswege: Entweder die Führungskraft zieht sich komplett zurück, macht nur noch das Nötigste und versucht im Unternehmen „zu überleben“, es kommt zur Kündigung oder im schlimmsten Fall zu einem Burn-out oder einem längeren Ausfall, da das Ende der Kräfte erreicht ist.
Die Vorteile einer Außenperspektive
Daher ist meine Empfehlung: Holen Sie sich eine Außenperspektive, die Ihnen zeigt, wie Sie und Ihr Team, aus dem sich schnell drehenden Hamsterrad ausbrechen und das Boot wieder auf Kurs bringen können. Wenn externe Unterstützung für Sie (noch) keine Option ist, dann sollten Sie zumindest Feedback einholen. Fragen zum Beispiel andere Führungskräfte danach, wie Sie als Einzelperson oder wie Ihr Team nach außen wirken. Wenn dies nicht Ihren Vorstellungen entspricht, haben Sie die Möglichkeit von Ihren Feedbackgebern Ideen einzuholen, wie Sie dies ändern können. Allerdings sollten wir immer bedenken, dass es nicht in unserer Macht liegt, andere Menschen zu verändern. Wir können nur uns selbst ändern und daran arbeiten, unsere Handlungsfähigkeit zurückzuerlangen.
Die Handlungsunfähigkeit von Führungskräften und Unternehmen ist ein ernst zu nehmendes Problem, das zu Frustration, Unzufriedenheit und vielleicht sogar zum Schiffbruch führt. Es ist daher umso wichtiger, sich intensiv mit diesem auseinanderzusetzen und die eigene Wirksamkeit zu hinterfragen. Zum Beispiel in einem Gespräch mit einem externen Berater. Vereinbaren Sie also gerne einen persönlichen Termin mit mir oder schreiben Sie eine Nachricht auf LinkedIn.