Haben Sie das Wir-Gefühl im Unternehmen verloren? Der Weg zurück zur Verbundenheit

Wir halten zusammen. Wir haben Spaß bei der Arbeit. Wir kommunizieren regelmäßig. Wir sind EIN Team. Wir erreichen gemeinsam Ziele. Welche Führungskraft wünscht sich nicht, dass ihre Mitarbeitenden solche Aussagen treffen? Hatten auch Sie im Unternehmen bis vor einiger Zeit noch das berühmte Wir-Gefühl oder wollen Sie, dass dieses endlich entsteht? Manchmal weicht das Wir-Gefühl einem Ich-Gefühl oder im schlimmsten Fall sogar einem Gar-kein-Gefühl – machen wir uns also auf den Weg zurück zum Wir.

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Der Alltag in vielen Unternehmen ist bestimmt von Konflikten, Missverständnissen und davon, dass nicht alle Mitarbeitenden im Team an einem Strang ziehen. Anstatt zusammenzuwachsen, entfernen sich die Menschen immer weiter voneinander und sämtliche Kommunikationsversuche laufen ins Leere. Ob der Weg zum Wir-Gefühl gelingt, hängt sehr stark von der Führung ab. In unserer heutigen Businesswelt ist die Führung von Menschen eine umfassende und vielschichtige Aufgabe – es ist nicht damit getan, zu hoffen, dass sich die Mitarbeitenden in Eigenverantwortung und Selbstorganisation ganz von allein führen. Baut eine Führungskraft auf diese Hoffnung, dann leidet der wichtigste Treiber des Wir-Gefühls: das Miteinander.

Das Wir-Gefühl verschwindet nicht über Nacht

Die Verbundenheit von Menschen entsteht in erster Linie durch Gespräche. Dadurch, dass wir mitteilen, was in unserer Welt passiert, welche Gedanken uns beschäftigen, was wir gut finden und was uns momentan zu schaffen macht. Werden Freude, Unsicherheiten und Herausforderungen des (Arbeits-)alltags geteilt, dann entsteht das bekannte Wir-Gefühl. Die Voraussetzung dafür ist eine Vertrauensbasis – und diese geht ebenso wenig wie die Verbundenheit von heute auf morgen verloren. Es ist vielmehr ein schleichender Prozess, der Schritt für Schritt zu einer Verschlechterung im Miteinander führt. In diesem finden immer weniger Gespräche statt, es wird zunehmend versucht, mit Problemen allein zurechtzukommen und auch die Freude über eine Lösung bleibt meist unausgesprochen oder verflüchtigt sich sehr schnell wieder. Die Folge: Mitarbeitende distanzieren sich immer mehr voneinander. Am Ende des Prozesses stehen meist Unzufriedenheit, Konflikte, erhebliche Missverständnisse in der Kommunikation oder auch die große Stille – jeder kennt diesen unangenehmen Moment im (online) Team-Meeting, wenn keiner der Beteiligten etwas sagen möchte. Eine weitere schmerzhafte Konsequenz ist, dass sich die Frequenz der Beschwerden auf fachlicher Ebene häufen, wenn das Wir-Gefühl abhandenkommt.

Das Wir-Gefühl – der Klebstoff im Unternehmen

Unternehmen, in denen sich vorrangig alles auf fachlicher Ebene abspielt, wie beispielsweise Produkte in Exzellenz auszuliefern, Timings einzuhalten, Innovationen voranzutreiben und Aufträge an Land zu ziehen, setzen bei Veränderungswünschen meist auch genau dort an. Das ist verständlich, denn diese Bereiche lassen sich messen, jeder kann nachvollziehen, wie sich Veränderungen auswirken und natürlich halten diese Faktoren das Unternehmen am Laufen. Das mag kurzfristig zum Erfolg frühen, auf lange Sicht jedoch sind es nicht die messbaren Dinge, die den Erfolg ausmachen. Die Atmosphäre im Unternehmen, das Miteinander und die Zusammenarbeit lassen sich nicht so einfach messen, sie sind etwas Unsichtbares und finden auf emotionaler Ebene statt. Genau hier entsteht das Wir-Gefühl, der „Klebstoff“, der das Unternehmen zusammenhält, der verbindet, Brücken baut und dafür sorgt, dass die Mitarbeitenden Freude bei der Arbeit empfinden. Ist dieser Klebstoff stark, werden automatisch bessere Ergebnisse auf der Fachebene erzielt. Wollen Sie ein Ziel auf Sachebene mit Menschen und nicht voll automatisiert durch Maschinenkraft erreichen, dann gilt es, einen gesunden Klebstoff im Unternehmen zu entwickeln.

Drei Schritte zum Wir-Gefühl

Wie heißt es so schön: „Leichter gesagt als getan.“ Das gilt leider auch in diesem Fall, denn Menschen sind hochkomplex und verfügen über eine einzigartige Individualität mit unterschiedlichen Persönlichkeiten. Die bunte Vielfalt an Persönlichkeit zu führen, ist eine ganz eigene Disziplin, die leider nur wenige Führungskräfte fokussieren. Den Spagat zwischen „was benötigt das Team“ und „was benötigt jeder Einzelne“ zu meistern, verlangt der Führung einiges ab. An dieser Stelle ist es wichtig, sich neues Fachwissen bezüglich „Führung von Menschen in ihrer Individualität“ aufzubauen. Drei kleine erste Schritte auf diesem Weg möchte ich Ihnen gerne mitgeben.


Schritt 1 – Humor
Ein erster Schritt zum Wir-Gefühl ist Humor. Er verbindet, ist ein exzellenter Türöffner und gemeinsames Lachen schweißt zusammen. Es ist somit wichtig, auch dem Spaß im Team Raum zu geben – und nicht jedes Gespräch nur auf fachlicher Ebene zu führen. Agieren Sie gerne gemeinsam mit Ihrem Team auch nach dem Motto: „Es darf gelacht werden“, um das Wir-Gefühl zu stärken. Verweilen Sie gerne in stimmungsvollen Situationen, genießen sie das leichte Miteinander und gehen sie nicht gleich zum nächsten Punkt auf der Agenda über.

Schritt 2 – Das Team fragen
Sich als Führungskraft über alles und jeden zu stellen, ist längst nicht mehr zeitgemäß. Wenn Sie einmal nicht weiterkommen, Veränderungsideen haben oder Herausforderungen auftauchen, dann sprechen Sie mit Ihrem Team und fragen dort nach ihren Meinungen. Sie kommunizieren dann auf Augenhöhe und zeigen Interesse für das Team und jeden Einzelnen. Geht es um das Wir-Gefühl, können Sie fragen, wie die Perspektive des Teams auf das Miteinander ist, welche Schwierigkeiten jeder im Alltag hat, welche Erfahrungen in anderen Unternehmen gemacht wurden oder welche Ideen es gibt, um die Zusammenarbeit zu stärken. Danach kann gemeinsam gefiltert werden, welche Ideen in die Experimentierphase gehen. Wenn Sie in regelmäßigen Abständen Reflektions-Meetings planen, wird das Vertrauen zudem gestärkt, welches wiederrum das Miteinander fördert. Gemeinsam etwas zum Erfolg bringen oder aus einem Misserfolg lernen, verbindet noch einmal ganz anders als Zahlen, Daten, Fakten.

Schritt 3 – Wie steht es um die Kommunikation?
Die Kommunikation spielt beim Wir-Gefühl eine entscheidende Rolle. Beleuchten Sie hierzu, wie es im Alltag um die Kommunikation im Team und mit Ihnen als Führungskraft steht. Bringt jeder Teilnehmende in Terminen Input ein? Sind Termine von Dialogen geprägt oder gleichen sie mehr Monologen mit Zuhörerschaft? Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie nur Zuhörer haben, beginnen Sie damit, die Teilnehmenden direkt anzusprechen und nach deren Meinung zu fragen. Versuchen Sie die Stille zu unterbrechen und ein Gespräch in Gang zu bringen. Das mag anfangs schleppend sein, aber sobald der aktive Austausch zur Gewohnheit wird, werden die Gespräche das Miteinander und das Wir-Gefühl stärken.

Wenn Sie Ihre Fachkompetenz auf diesem Gebiet weiter ausbauen möchten oder feststellen, dass Sie allein das Wir-Gefühl in Ihrem Team nicht wieder aufbauen können, dann rufen Sie mich gerne an oder vernetzen Sie sich mit mir auf LinkedIn.