Feedbackkultur – einmalige Chance oder unnötige Zeitverschwendung?
Das Jahr neigt sich dem Ende – es wird Zeit für Feedback. Viele Unternehmen und Führungskräfte sehen in den jährlichen Mitarbeitenden-Gesprächen leider noch immer eine lästige Pflichtveranstaltung, anstatt sie als gewinnbringende Chance zu nutzen. Dabei bietet eine gesunde Feedbackkultur großartige Möglichkeiten, zur Entwicklung der Mitarbeitenden und des Unternehmens.
Gehen wir zunächst der Frage auf den Grund, was eine gute Feedbackkultur ausmacht. Sie ist geprägt von Vertrauen und hierarchieübergreifender Kommunikation sowie regelmäßigem Feedback über Arbeitsweise, Leistung und Wirkung auf zum Beispiel Kunden oder Stakeholder. Eine gesunde Feedbackkultur zeichnet sich ebenso dadurch aus, dass das Unternehmen anfängt, aus dem Inneren heraus zu lernen, sich breiter aufstellt, die Menschen in ihm wachsen und diese Größe nach außen tragen.
Wenig Feedback bremst aus
Je weniger Wert auf eine gute und gesunde Feedbackkultur gelegt wird, desto langsamer fährt das Unternehmensschiff. Es findet keine bedeutende Entwicklung statt und gehört werden nur die, die an Deck am lautesten schreien. Entwicklung und Wachstum sind in solchen Unternehmen nur sehr schleppend möglich, obwohl das Potenzial gegeben ist. Früher waren die Positionen auf dem Schiff ganz klar Top-down angeordnet. Was der Chef oder die Chefin sagte, war Gesetz und wurde ausgeführt. Der Markt war planbar, die Kundenwünsche änderten sich nur selten und es gab viele Mitarbeitende, auf die zurückgegriffen werden konnte. Die Situation hat sich drastisch geändert. Rasante Veränderungen und neue Mitarbeitenden-Generationen fordern Feedback zur optimalen Weiterentwicklung. Feedbackkulturen werden demnach auch immer wichtiger, um neue Fachkräfte anzuwerben und zu halten. Eine gesunde Feedbackkultur ist mehr als ein jährliches Mitarbeitergespräch, vielmehr geht es um den regelmäßigen Austausch und stetige Rückmeldungen. Häufig höre ich diesbezüglich von Führungspersonen: „Ich muss einfach mehr Feedback geben und klarer kommunizieren, damit keine Missverständnisse aufkommen.“ Meist ist das jedoch noch zu kurz gedacht, denn die Kompetenzen bzw. die Kultur des Unternehmens stehen dem Geben und Annehmen von Feedback noch im Weg.
Lassen sich Kulturen ändern?
Beim Wort Kultur denken wir oftmals an etwas fest verankertes. Kommt jemand zum Beispiel aus einem bestimmten Kulturkreis, ist klar worauf derjenige Wert legt oder welche Traditionen für ihn wichtig sind. Das gilt auch für viele Unternehmen, in denen sich über Jahre eine Kultur aufgebaut hat. Das, was am besten funktionierte, wurde weitergetragen und entwickelt. Kulturen sind anerzogene Verhaltensweisen, die verinnerlicht werden – kommt ein neuer Mitarbeitender ins Unternehmen werden ihm direkt diese Verhaltensweisen nahegebracht. Doch jeder Mensch ist anders und es steht uns frei, uns zu entscheiden, wie wir uns verhalten möchten. Unternehmenskulturen sind nicht manifestiert und lassen sich verändern. Das braucht auf der einen Seite Mut und auf der anderen den Willen, die Veränderung einzuläuten. Geht jemand mit diesen Eigenschaften voran, kommt Bewegung in die Sache: Mitstreiter werden gefunden, andere Abteilungen werden aufmerksam, immer mehr Unterstützer schließen sich der „Bewegung“ an. Mit einem Wir-Gefühl, der Freude am Lernen und der Begeisterung für Neues macht die Veränderung der Kultur nicht nur am meisten Spaß, sondern erzielt auch einen nachhaltig positiven Effekt.
Kulturveränderung braucht Zeit
Um eine Bewegung und Veränderung dauerhaft erfolgreich umzusetzen, braucht es aber auch Zeit und Geduld. Hauruck-Aktionen, in die zunächst viel investiert wird, sorgen im ersten Moment zwar für viel Aufsehen, doch gleichen sie eher einem Strohfeuer, das schon nach kurzer Zeit wieder erlischt. Meine Empfehlung ist, Multiplikatoren zu befähigen. Mit dem Aufbau dieser internen Kompetenzen, die Lust auf Veränderung haben und etwas in Bewegung setzen wollen, ist die Nachhaltigkeit des Kulturwandels gewährleistet. Die Multiplikatoren sorgen zudem für kontinuierlichen und regelmäßigen Kontakt zum Thema Feedback geben, annehmen und umsetzen. Ein essenzieller Schritt zu einer gesunden Feedbackkultur ist somit Experten auszubilden, sodass durch Transparenz Weiterentwicklung erfolgen kann, wie in einem agilen Kontext.
Wollen Sie Ihre Feedbackkultur verbessern und mit Ihrem Unternehmensschiff richtig Fahrt aufnehmen? Gerne zeige ich Ihnen, welche kleinen Interventionen nötig sind, um innerhalb Ihrer Organisation eine Kultur nachhaltig zu verändern.