Die Potenzialwüste – warum bleibt so viel Potenzial ungenutzt?

In Deutschland sprechen wir oft von einer Servicewüste, doch in den meisten Unternehmen gibt es auch eine Potenzialwüste, die zu Stillstand in Sachen Selbstorganisation, Prozessverbesserung und Eigeninitiative führt. Eine Studie des Gallup-Instituts sorgte vor Kurzem diesbezüglich für Furore. Dort fand man heraus, dass nur 15% der Angestellten sich mit dem Arbeitgeber verbunden fühlen und hinter der Philosophie des Unternehmens stehen. Weitere 15% gaben an, innerlich bereits gekündigt zu haben und 70% leisten laut der Studie mehr oder weniger Dienst nach Vorschrift. Und das jeden Tag.

Dem entgegen steht der Wunsch vieler Führungskräfte, die möchten, dass die Mitarbeitenden mehr Verantwortung übernehmen und sich selbst organisieren, um Herausforderungen im eigenen Team selbstständig zu lösen. Die Mitarbeitenden sollen mehr aus sich und ihrem Potenzial machen, damit die Führungskraft entlastet wird – von Kontrolle und Rechtfertigungen an die nächsthöhere Ebene. Doch wie soll das gelingen, wenn ein Großteil der Mitarbeitenden gar nicht daran interessiert ist?

Von Wünschen zu Taten

Es mangelt meist nicht an Ideen und Wünschen zu Verbesserungen. Wenn diese jedoch mit der Intension etwas zu bewegen, auf unterschiedliche Menschen und Gruppen treffen, werden sie oft wieder verworfen. Das liegt zum einen daran, dass das Wissen fehlt, wie Menschen befähigt werden, mehr aus ihrem Potenzial zu machen und zum anderen daran, dass gleich zu Beginn Blockaden entstehen und Gründe hervorgeholt werden, weshalb etwas nicht funktionieren wird. Abhängigkeiten werden laut und das Negative überwiegt meist, denn viele Menschen fühlen sich in ihren Routinen und Mustern wohl und haben zunächst nicht das Bedürfnis, dies zu ändern. Die Hilflosigkeit bzw. Frustration, sich mit einer Herausforderung zu beschäftigen, steigt an und mündet nicht selten darin, diese einfach zu ignorieren oder die Verantwortung abzuschieben und wieder zurück zum Dienst nach Vorschrift zu gehen. Aus diesem Grund haben viele Initiativen gar nicht erst die Chance, über die reine Idee hinauszuwachsen. Wie können Sie Menschen dazu bewegen, dass sie sich am Wunsch der Veränderung beteiligen und sich einbringen?

Menschen da abholen, wo sie sind

Stellen Sie sich vor, Sie planen einen Urlaub mit einer Gruppe von Menschen. Wenn Sie schon genau vorgeben, zu welcher Zeit es in welches Land geht und wie genau die Aktivitäten dort aussehen, können Sie davon ausgehen, dass Sie viele Absagen bekommen und die anderen auf den fahrenden Zug aufspringen und einfach nur den „Anweisungen“ folgen, ohne sich selbst einzubringen. Holen Sie die Menschen besser dort ab, wo sie gerade sind, und setzen Sie ein Brainstorming an. Verkaufen Sie Ihre „Urlaubsidee“ und sagen Sie, welches Land Sie sich vorstellen und warum Sie ausgerechnet mit den jeweiligen Personen dorthin reisen möchten. Geben Sie dem Wunsch, der Idee, einen Raum, um diese zu besprechen und Unterstützer dafür zu gewinnen. Was genau möchten Sie mit Ihrer Initiative erreichen und warum sind Sie der Meinung, dass Ihre Mitarbeitenden ihr Potenzial dafür noch nicht vollends ausschöpfen? Mitunter liegt das daran, dass sie gar keine Chance haben, sich daran zu beteiligen.

Meinung ist gefragt

Fragen Sie Ihre Mitarbeitenden nach deren Meinung: Was stellen diese sich vor? Empfinden sie ähnlich wie Sie als Führungskraft – und wenn ja, was hält sie davon ab, ihr Potenzial auszuschöpfen? Wenn Sie als Führungskraft dem Thema Raum geben und in einem Meeting gemeinsam mit dem Team über eigene und gemeinschaftliche Potenziale sprechen, sind schon große Erfolge möglich. Ihr Team weiß, dass Sie hinter ihm stehen und gemeinsam eine Idee verfolgt werden soll. Die Leitfragen, die in einem solchen Termin besprochen werden sollten, sind:

  • Wo wollen wir hin?
  • Was treibt uns voran?
  • Was hält uns auf und was wollen wir Neues entdecken?
  • Was müssen wir hierfür lernen?

Die Segelschiff-Methode

Sie haben den „Urlaub“ mit Ihrem Team beschlossen – es geht auf ein Segelschiff. Wenn Sie mit diesem reisen gibt es Faktoren, die die Geschwindigkeit beeinflussen: der Wind gibt Antrieb, Wellen bremsen, ein Anker stoppt und Treibgut kann das Schiff beschädigen. Bezogen auf die gemeinsame Reise, eine Idee umzusetzen, sollte sich das Team daher folgende Fragen stellen:

  • Was ist unser Wind, der uns als Team voranbringt?
  • In welchen Bereichen merken wir, dass wir uns gegenseitig blockieren, indem z. B. ein Anker geworfen wird?
  • In welchen Situationen stellen wir fest, dass uns Themen wie Treibgut im Weg stehen, oder uns in der Zukunft Sorge bereiten?
  • Welche Wellen halten uns davon ab, mit unserem Potenzial schneller Fahrt aufzunehmen?
  • Welchen Hafen wollen wir als Team gemeinsam ansteuern und welche Wetterverhältnisse brauchen wir dafür?

Sie sind der Kapitän des Segelschiffs

Wenn Sie als Führungskraft verstanden haben, weshalb Ihre Mitarbeitenden ihr Potenzial mehr ausschöpfen sollten, dann sollten Sie auch einen kritischen Blick auf sich selbst werfen. Sie sind der Kapitän des Segelschiffs und wollen garantiert nicht in der Potenzialwüste stranden. Fragen Sie sich, was Ihren Alltag belastet und welche Themen nur Sie als Führungskraft beeinflussen können, um eine Entlastung zu erzeugen. Wie äußert sich die Qualität einer solchen Entlastung? Was können Sie mehr tun, wenn eine Entlastung stattfindet? Wenn Sie anfangen, bei sich selbst etwas zu verändern und auch Ihr eigenes Potenzial voll auszuschöpfen, dann wird dies mit großer Wahrscheinlichkeit auch auf Ihre Mitarbeitenden abfärben. Sie haben die Vorbildrolle des Kapitäns und sollten stetig hinterfragen, warum der Kurs geändert werden soll – gibt es eine wichtige Ursache dafür oder soll damit nur ein Symptom bekämpft werden?

Wenn Sie die eigenen Ziele analysieren und effizient umsetzen möchten, damit eben keine reine Symptombekämpfung stattfindet, sondern die Ursachen der Potenzialwüste bekämpft werden, dann rufen Sie mich gerne an oder vernetzen Sie sich mit mir auf LinkedIn.