Die Performance steigt ebenso wie die Krankheitssymptome – woran liegt das?

Die offizielle Homeoffice-Pflicht ist nun schon seit einigen Wochen passé – und doch bleibt remote Arbeiten ein großes Thema in den Unternehmen, bei Führungskräften und Mitarbeitenden. Was hat sie gebracht, die Zeit im Homeoffice? Welche Auswirkungen hatte und hat die Arbeit von Zuhause aus auf die Produktivität und Gesundheit? Wie soll es jetzt weitergehen? Im Folgenden möchte ich näher auf diese Fragen eingehen.

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Ein allseits gehörter Aspekt, der bereits vor Corona präsent war, ist Vertrauen. Führungskräfte, die schon am Arbeitsplatz vor Ort Probleme hatten, ihren Mitarbeitenden zu vertrauen, bezweifelten stark, dass diese im Homeoffice auch wirklich arbeiten. Zugegeben, die Ablenkungen sind dort viel größer – der Haushalt, der gemacht werden müsste, das tolle Wetter, das zu einem ausgiebigen Spaziergang einlädt, Kinder und Haustiere, die nach Aufmerksamkeit verlangen. Doch die Zweifel vieler Unternehmen und Führungskräfte lösten sich meist in Luft auf und die Erwartungen an die Produktivität im Homeoffice wurden vielerorts sogar bei Weitem übertroffen.

Gute Performance gleich gute Gesundheit?

Unterhalte ich mich mit Menschen aus der Wirtschaft, wird mir häufig bestätigt, dass die Performance in den vergangen beiden Jahren der Homeoffice-Tätigkeit tatsächlich eher gestiegen als gesunken ist. Wurde den Mitarbeitenden zuvor nicht zugetraut, selbstständig und eigenverantwortlich zu arbeiten, so sprachen die Zahlen, Daten und Fakten ein anderes Bild. Doch wie bei jeder Goldmedaille gibt es auch hier die andere Seite der guten Ergebnisse. Aus meinen Gesprächen höre ich oft heraus, dass das Stresslevel, die psychische Belastung und die körperlichen Beschwerden wie Rücken- oder Kopfschmerzen stark angestiegen sind. Zudem seien die Menschen genervter und gereizter als früher. Unternehmen, die sich nicht allerspätestens jetzt um ihre Mitarbeitenden als Individuum kümmern, werden künftig mit hohen Krankenständen konfrontiert werden. Diesbezüglich ist bereits ein Anstieg zu spüren – woran liegt das?

Stimmt die Arbeitsumgebung?

Gerne möchte ich Ihnen Sybille vorstellen. Sie ist 38 Jahre alt, Produktmanagerin in einem mittelständischen Unternehmen und alleinerziehende Mutter eines 10-jährigen Sohnes. Gemeinsam wohnen die beiden in einer 2-Zimmer-Wohung in Hamburg. Während ihrer Arbeit im Homeoffice bewegte sich Sybille oft zwischen dem Esstisch und dem Wohnzimmertisch hin und her – die niedrige Tischhöhe und noch dazu die Küchenstühle oder die Couch machten das Arbeiten für sie nicht gerade angenehm. Für eine kurze Zeit oder einen Tag in der Woche mag das wunderbar funktionieren, aber mittlerweile klagt Sybille zunehmend über Rückenschmerzen und Verspannungen. Wer also möchte, dass seine Mitarbeitenden weiterhin von zu Hause ausarbeiten, muss für das nötige Equipment sorgen, um die Gesundheit zu gewährleisten. Ein kleiner höhenverstellbarer Schreibtisch zum Beispiel findet in jeder Ecke Platz.

Dauernde Erreichbarkeit sorgt für Stress

Ein weiterer Punkt, der Sybille stark belastet, ist das Gefühl, dauernd erreichbar sein zu müssen und die angestiegene Terminflut. Sie schafft es kaum mehr zwischen zwei Terminen eine kleine Pause zu nehmen, zumal sie nicht wie früher zumindest den kurzen Weg vom Konferenzraum A zu C zum Durchschnaufen hat. Kaum ist ein Online-Meeting beendet, klopft schon das Nächste an – und zwischendurch kommen noch zahlreiche E-Mails und kurze Nachrichten der Kollegen herein. Selbst wenn Sybille nicht aktiv am Laptop sitzt, so schreckt sie doch jedes Mal hoch, wenn das „Ping“ eine Nachricht ankündigt. Schließlich könnte es wichtig sein. Gefühlt wird sie den ganzen Tag mit Informationen überhäuft. Sie hatte zwar schon versucht, sich Blocker in ihren Kalender zu setzen, aber weder ihr Chef noch ihre Kollegen schauen dort hinein und melden sich trotzdem bei ihr – ganz offline zu gehen traut sich Sybille nicht, denn sonst würde ihr noch unterstellt, sie arbeite nicht. Ihr Stresspegel steigt enorm an, da sie einfach keine Zeit hat, zur Ruhe zu kommen. Ihr fehlt auch der Mut, Termine einfach abzusagen oder abzulehnen. Sie fragt sich, wie das denn aussehen würde und sagt deshalb meist auch während ihrer geplanten Auszeiten zu. Sybille hat zudem einen extrem hohen Anspruch an die Qualität ihrer Arbeit und gerät dadurch immer wieder in einen inneren Konflikt. Sie will Meetings bestmöglich vor- und nachbereiten und nimmt sich dafür auch nach Feierabend Zeit, was ihre Überstunden ins Unermessliche wachsen lässt. Dennoch denkt sie, dass wenn sie unvorbereitet in Termine geht und auch beschlossene Maßnahmen im Nachhinein nicht umsetzt, sie ihren Anspruch nicht erfüllen kann. Allerdings ist ihr auch bewusst, dass sie auf ihre eigene Gesundheit achten muss – diese Spannung zwischen Qualität und Gesundheit birgt enormes Stresspotenzial.

Grenzen, Glaubenssätze und Müdigkeit

Bei Sybille sind auch die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben verschwommen. Früher ging sie einfach aus dem Büro und konnte auf dem Heimweg herunterfahren und sich dann zuhause um ihr Privatleben kümmern. Jetzt geht alles ineinander über, der Rechner bleibt abends oft noch an und sie checkt noch spät ihre E-Mails. Eine Feierabendroutine fehlt ihr gänzlich und das erzeugt inneren Stress. Auch hat Sybille festgestellt, dass ihre Glaubenssätze durch Corona verstärkt wurden – im Positiven wie Negativen. Sie hatte beispielsweise schon immer den Drang, sich durch gute Leistungen zu beweisen und es fällt ihr schwer, nein zu sagen. Früher hat sie in solchen Situationen noch die Rückendeckung von ihrer Kollegin bekommen, die sie zurückhielt, doch im Homeoffice bekommt diese meist gar nicht mit, wenn Sybille zusätzliche Aufgaben übernimmt. Nach zwei Jahren im Stresszustand merkt Sybille, dass sie immer müder wird. Jetzt braucht sie die Unterstützung ihrer Führungskraft mehr denn je. 

Mitarbeitenden helfen – aber wie?

Die Kernaufgabe von Führungskräften ist, wie der Name schon sagt, führen – und dabei geht es nicht darum, Roboter zu führen, sondern Menschen mit Persönlichkeit, Bedürfnissen und Gefühlen. Insbesondere wer neu in der Führungsrolle ist oder diese aufgrund von fachlichen Kompetenzen erlangt hat, steht jetzt vor der Herausforderung, das verlorengegangene Wir-Gefühl zurückzuholen. Mangelndes Vertrauen durch eine schlechte Bindung und die fehlende Offenheit zwischen den einzelnen Hierarchieebenen machen dies nicht gerade einfach. Sie stehen ebenfalls vor der Herausforderung, der hohen Belastung durch ansteigende Stressanzeichen entgegenzuwirken. Doch was tun, wenn diese Kompetenz nie gelernt wurde und das Belastungs-Niveau der Mitarbeitenden immer weiter steigt? Der Körper schafft es zwar, stressige Phasen über einen langen Zeitraum auszuhalten und eine abwartende Position einzunehmen. Doch wenn der Geist es nicht schafft, sich selbst zu schützen, zieht irgendwann der Körper die Reißleine. Bei Sybille wird das bald der Fall sein, wenn nichts getan wird und auch ihre Kollegen sind mittlerweile auf dem besten Weg dorthin. Die Folge: Hohe und meist sogar langwierige Krankenstände. Was ist jetzt also gefragt?

In Coachings investieren

Derzeit arbeite ich mit einem sozialen Verbund zusammen, der Mitarbeitenden jeweils fünf Coaching-Stunden zur Verfügung stellt, und diesbezüglich auch an mich herangetreten ist. Wenn selbst soziale Einrichtungen, die meist nicht über die höchsten Budgets verfügen, erkannt haben, wie wichtig es ist, in die Mitarbeitenden und deren Psyche zu investieren, dann ist dies ein eindeutiges Zeichen für die essenzielle Bedeutung dessen. In diesem Fall können sich die Mitarbeitenden das Thema frei wählen und die Stunde auch für andere Weiterbildungsmaßnahmen verwenden. Da jeder Mensch verschieden ist, sind individuelle Maßnahmen wie ein 1 zu 1 Coaching unschlagbar. Zum Thema Stress arbeiten wir im Coaching auf drei Ebenen.

Ebene 1 – die Reflektion:

Zu Beginn geht es um die Reflexion der eigenen Rolle, Aufgaben, Nähe oder Distanz zum Unternehmen, eigenen Arbeitsweise und die Ergründung des eigentlichen Problems. Wie organisiert sich der Mitarbeitende und gibt es auf der Ebene schon Ansatzpunkte, Erleichterung zu schaffen?

Ebene 2 – das Verhalten:

Sofern die erste Ebene noch keine nachhaltigen Erfolge erzielt hat, ist es möglich, das Verhalten neu auszurichten, zum Beispiel durch Rollenspiele. Verändere ich mich und mein Verhalten, verändere ich automatisch auch mein Umfeld.

Ebene 3 – tiefere Muster und innere Blockaden:

Wenn auch Ebene zwei nicht zu einer Stress Minimierung beiträgt, kommt es zu Ebene 3. Wir können uns durch unsere Glaubenssätze, Denken und durch Gefühle selbst blockieren. Jeder hat Triggerpunkte und werden diese gedrückt, sendet der Körper Stresshormone aus und wir erleben einen inneren Alarm, der auch körperliche Symptome verursacht. Da wir dem entgegenwirken wollen, hat jeder für sich Bewältigungsstrategien erarbeitet: ablenken, selbstberuhigung, analysieren und theoretisieren, krankmelden, Flucht. Viele Menschen besuchen Stressmanagement-Seminare, um dem entgegenzuwirken. Wenn wir uns aber bereits in Ebene 3 bewegen, helfen diese nicht nachhaltig. Jede Bewältigungsstrategie bestätigt unserem Unterbewusstsein, dass der Alarm gerechtfertigt war und somit weiterhin aufrechterhalten werden muss. Die inneren Blockaden bleiben so lange bestehen, bis wir handeln. An dieser Stelle wird das Coachings meist gestoppt, da es schwer ist, sich daraus zu lösen und viele nicht weiterwissen. Doch mit der Methode Introvision gelingt es, die inneren Alarme zu löschen. Hier werden die Probleme an der Ursache gepackt und nicht bei den Symptomen. Auch Sybille wartet jetzt gespannt auf ihre erste Coaching-Stunde und darauf, ihren inneren Stress zu reduzieren.

Wenn Sie mehr zum Thema „Stressreduzierung – wie ich meine inneren Alarme lösche“ wissen möchten oder es gerne selbst ausprobieren wollen, dann sprechen Sie mich gerne an oder vernetzen Sie sich mit mir auf LinkedIn.