Ein Methodenkoffer allein macht noch keine Veränderung

In diesen stressigen Zeiten brauchen wir alle ab und zu Urlaub. Also spielen Sie gedanklich mit mir „Ich packe meinen Koffer …“ und lassen Sie uns sehen, was wir alles einpacken. Es soll an den Strand gehen, also in jedem Fall dürfen die neu erworbenen Badesachen nicht fehlen, dazu noch ein paar elegante Outfits für den abendlichen Restaurantbesuch und ein paar Basics für den Bummel an der Strandpromenade. Alles ist drin im Koffer – doch es liegt jetzt ganz an Ihnen, mit welcher Haltung Sie die Kleidungstücke zum Leben erwecken.

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Jetzt schreibe ich natürlich keinen Blog über Stilberatung im Urlaub, sondern ich möchte mit diesem Beispiel verdeutlichen, dass es sich mit Methoden im Unternehmen ganz ähnlich verhält. Wir können Verschiedenes in einen Koffer packen – agil, traditionell, systemisch – doch am Ende ist es nicht die Methode, die eine Veränderung bringt, sondern die innere Haltung, mit der sie zum Leben erweckt wird. Ein Koffer mit Methoden allein kann keine Veränderungen herbeiführen. Wenn das Team nicht beweglich arbeitet, sich eine „Früher war alles besser“-Mentalität etabliert hat, Frustration über die langsame Geschwindigkeit im Unternehmen herrscht und fachliche Führung an erster Stelle steht, ist eine agile Methode noch lang kein Garant dafür, dass Timings eingehalten werden, nah am Kunden gearbeitet wird und das Team flexibel auf Veränderungen reagieren kann.

Methoden sind der Rahmen – wie sie gefüllt werden liegt an Ihnen

Viele denken, dass Methoden die modernen Wunderwaffen sind. Per Knopfdruck soll sich plötzlich alles verbessern. Doch diese Illusion muss ich Ihnen nehmen. Methoden sind ähnlich wie Kleidungstücke, nur auf dem Bügel im Schrank oder zusammengelegt im Koffer haben sie noch keine Wirkung. Sie sind wie ein Rahmen, der mit Haltung gefüllt werden möchte. Haben Sie eine systemische Haltung, führen Sie Methoden systemisch durch. Haben Sie eine agile Haltung, werden aus Methoden agile Methoden, haben Sie noch eine Top-down-Haltung, werden Methoden von oben herab durchgeführt und enden meist in einem Monolog. Es kommt also auf Sie als Führungskraft und Ihre jeweilige Haltung an. Eine agile Methode, die mit einer Top-down-Haltung durchgeführt wird, ist nur auf dem Papier agil. Häufig höre ich in meiner Arbeit den Satz: „Wir machen Scrum“ – das macht mich hellhörig, denn in der Regel deutet das darauf hin, dass die eigene innere Haltung, das Verinnerlichen der agilen Philosophie, außen vorgelassen wurde. Rahmenwerke wie Scrum und Kanban erzeugen nicht automatisch agile Teams.

Eine neue Methode bringt keinen Erfolg, wenn die ursprüngliche Haltung bleibt

Meine Kunden wünschen sich oftmals ein Portfolio an Methoden, die ihren Alltag und die Arbeitsweise in ihren Teams verbessern sollen. Sie hoffen, dass eine Methode oder ein Tool die Lösung für ihre Herausforderungen ist. Funktioniert die ausgesuchte Methode jedoch nicht, dann wird einfach die nächste aus dem Koffer gezogen. Im Alltag höre ich dann die Aussage: „Scrum hat bei uns nichts gebracht. Wir steigen jetzt auf Kanban um.“ Doch bringt auch das nicht den gewünschten Erfolg, kommt Enttäuschung auf. Sind alle Methoden aufgebraucht, wird es still und Ratlosigkeit macht sich breit. Wie heißt es dann so schön: „Die Kultur frisst die Strategie zum Frühstück.“ Was viele nicht bedenken ist, dass nicht die Methode den Unterschied macht, sondern die Einstellung und die daraus neu entstehende Kultur.

Ein Blick auf die Einstellung bringt Klarheit

Deshalb mein Appell an alle, die eine neue Methode etablieren wollen, bitte richten Sie den Blick auf Ihre Einstellung und stellen Sie sich einmal folgende Fragen:

  • Mit welcher Perspektive schauen Sie auf Ihr Team?
  • Wie führen Sie Ihr Team und was bedeutet Führung für Sie?
  • Welche Glaubenssätze stehen der Umsetzung einer Methode im Weg?
  • Wie viel Prozent im Alltag führen Sie und führen Sie auf fachlicher oder sozialer Ebene, sprich führen Sie im System oder am System? 
  • Wohin wollen Sie mit Ihrem Team?
  • Welche Ideen haben Ihre Mitarbeitenden?

Der Koffer wird erst zum Schluss ausgepackt

Häufig braucht es keine neue Methode, sondern nur Reflektion und Kommunikation. Wenn Sie den Fokus nach innen auf Ihre Identität und Führungskompetenz legen, ist das der erste wichtige Schritt. Darauf aufbauend gilt es, die Fähigkeit des aktiven Zuhörens und die Akzeptanz der Individualität im Team auszubauen, um Blockaden aus dem Weg zu räumen und den Ansatz des Servant Leaderships weiter zu verfolgen. Dazu brauchen Sie keine neue Methode. Ihre Haltung, Ihre Persönlichkeit und Ihre Vision lassen Ihr Team wirksam werden. Ich selbst bringe in unserer Zusammenarbeit auch immer nur mich mit – und der Koffer wird erst zum Schluss ausgepackt.

Wie ist es in Ihrem Unternehmen – wird auch eine Methode nach der anderen aus dem Koffer gezogen und bleibt der Erfolg dennoch aus? Haben Sie Lust, daran etwas zu ändern? Dann rufen Sie mich gerne an oder vernetzen Sie sich mit mir auf LinkedIn und wir sprechen gemeinsam darüber, wie tatsächlich Veränderung entsteht.