Ängste und negative Glaubensätze auflösen – aber wie?

In einem meiner vorherigen Blogs habe ich über Ängste im Unternehmenskontext gesprochen und darüber, dass es wichtig ist, diese anzusprechen. Jetzt möchte ich noch einen Schritt weitergehen und zeigen, wie sich negative Glaubenssätze und Ängste entwickeln und wie sie den Arbeitsalltag beeinflussen. Diese können mitunter dafür verantwortlich sein, dass es zu einem Stillstand kommt, in alte Gewohnheiten zurückgefallen wird, eine Beschwerde-Kultur herrscht oder die Mitarbeitenden passiv sind und eine Konsumentenhaltung einnehmen. Am Ende stelle ich ihnen die wirkungsvolle Methode „Introvision“ vor, die hilft, negative Glaubensätze aufzulösen – das setzt jedoch voraus, dass diese nicht länger ein Tabuthema sind.

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In unserem Arbeitsalltag lassen wir uns nur allzu oft von Glaubenssätzen leiten. Das wird am Beispiel Homeoffice deutlich. Ob, wann und wie viel die Mitarbeitenden von zu Hause arbeiten dürfen, entscheidet oftmals die Führungskraft. Diese lässt sich dabei – auch unbewusst – von Glaubenssätzen leiten. „Ich muss alles unter Kontrolle haben“ könnte so ein Glaubenssatz lauten, der in der Konsequenz dazu führt, dass die Mitarbeitenden im Office arbeiten sollen. Das kann zu Unverständnis, vermehrter Unzufriedenheit oder sogar zu Kündigungen führen. Auch kann es das Unternehmen viel Geld kosten, wenn Ängste und negative Glaubenssätze nicht thematisiert werden, sondern ein Tabu sind. Denn sie verhindern ein Weiterkommen und fördern einen Stillstand, den sich heute kein Unternehmen mehr leisten kann.

Die Entwicklung von Glaubenssätzen

In unserem Leben gibt es oft Situationen, die sich fest in unserem Körper verankern. Diese werden Traumata genannt und können sehr unscheinbar sein. Nehmen wir zum Beispiel den kleinen Eric. Er macht einen Fehler und blamiert sich damit vor der gesamten Klasse. Er schämt sich ungemein dafür, fühlt sich hilflos und weiß nicht, wie er aus dieser Situation herauskommen soll. Das hinterlässt Spuren. Wir Menschen sind dahin erzogen und darauf ausgelegt, Scham und negative Gefühle zu vermeiden. Das bedeutet, dass Eric in Zukunft alles dafür tun wird, nicht mehr in eine solche Gruppensituation zu kommen. In ihm wächst der Glaubenssatz: „Ich darf mich nicht blamieren.“ Je älter er wird, desto tiefer verankert sich dieser Satz in seinem Leben. Er kommt dann bei unterschiedlichsten Gelegenheiten zum Tragen – sei es bei der Präsentation vor Kunden oder bei seiner Rede als Trauzeuge. Sobald Eric in eine solche Situation kommt, steht er unter enormem Stress. Erlebt er nun als Erwachsener viele solcher Begebenheiten und muss außerhalb seiner Komfortzone agieren, fühlt es sich für ihn ungesund an. Er versucht, mit Hilfsmitteln wie Sport, Alkohol und Essen seinen Stress zu reduzieren, doch das ist keine dauerhafte Lösung. Wir sprechen bei solchen Handlungen von dysfunktionalen Bewältigungsstrategien, da zwar kurzfristig Erfolg liefern, den eigentlichen Glaubenssatz aber nicht auflösen. Vielmehr verankert sich dieser noch tiefer. 

Die Auswirkung von Glaubenssätzen

Ein anderer weit verbreiteter Glaubenssatz, der mir im Alltag oft begegnet, ist: „Ich bin nicht gut genug.“ Schauen wir uns dazu die Geschichte von Ida an. Ihre Eltern waren sehr dominant und sie hat nicht die Fürsorge erhalten, die sie eigentlich bräuchte. In ihrem jungen Leben hat sie wenig kennengelernt, jedoch erlebt, dass andere immer wichtiger waren als sie – die Geschwister, Freunde, Kollegen usw. In der Jugend entwickeln sich solche Kinder meist in zwei Richtungen. Entweder sie versuchen, die fehlende Fürsorge mit Leistung zu kompensieren. Dann wird Ida zum Workaholic und stellt sehr hohe Erwartungen an sich selbst, auch erlaubt sie sich keine Fehler. In der Regel verschärft sich der Glaubenssatz dann noch weiter zu: „Es ist nie gut genug.“ Ihre eigenen Erfolge nimmt sie, wenn überhaupt, nur kurz wahr und stürzt sich sofort ins nächste Projekt oder in die nächste neue Herausforderung. Immer höher. Immer schneller. Immer weiter. Denn es ist nie genug. Die andere Richtung, in die sich Ida entwickeln könnte, ist, zur Mitläuferin zu werden. Sie versucht dann, in der Masse unterzugehen und bloß nicht aufzufallen, denn wer auffällt, kann abgelehnt werden. Auch wird sie eventuell einen Beruf mit wenig Verantwortung wählen, obwohl es ihr Wunsch sein mag, ein eigenes Projekt zu leiten. Doch ihre Ängste, einen Fehler zu machen, aufzufallen oder Ablehnung zu erfahren, halten sie zurück. Für sie sind diese starken Stressfaktoren ausschlaggebend dafür, dass sie sich für den stressfreien, aber nicht den glücklicheren Weg entscheidet.

Wären sowohl Eric als auch Ida ohne Ängste, dann könnte Eric frei, entspannt und mit Freude vor einer Gruppe sprechen und Ida würde ihre eigenen Projekte übernehmen oder hätte keine Angst davor, einen Fehler zu machen. Beide könnten in ihrer Persönlichkeit wachsen, Neues ausprobieren und so zu einem großen Teil zum Unternehmenserfolg beitragen.

Das Denken beeinflusst das Handeln

Unsere Ängste beeinflussen unser Handeln –bewusst oder unbewusst richten wir unser Leben und unseren Berufsalltag danach aus. Menschen, die von negativen Glaubenssätzen geleitet werden, verharren in ihrer Komfortzone, sind eher passiv und zeigen häufig eine Konsumentenhaltung, statt eigenständig neue Wege zu gehen. Timothy Ferris sagte einmal: „Wovor wir uns am meisten fürchten, ist normalerweise das, was wir am dringendsten tun müssen.“ Für mich sollte es dann weiterführend heißen „… denn das ist der Weg zur inneren Ruhe und dem inneren Antrieb.“ Doch wie lassen sich Glaubenssätze, die sich seit der frühesten Kindheit verankert haben und in unterschiedlichen Situationen zu Stress führen, nun auflösen? Eine Lösung hierfür ist: Introvision.

Introvision – eine wirkungsvolle Methode

Bei der Introvision arbeitet man an seinen Stressfaktoren und Triggerpunkten, die man sich irgendwann selbst gegeben hat. Das ist bei Eric zum Beispiel immer dann, wenn er vor mehr als einer Person sprechen soll und bei Ida, wenn jemand sie auf einen Fehler hinweist – auch wenn das noch so gut gemeint ist. Es wird genau nach den individuellen Imperativen gesucht, die in der Introvision bewusst regelmäßig ausgelöst werden, sodass sie nach ein bis drei Wochen keinen Stress mehr verursachen. Wird die Introvision von zu Hause umgesetzt, dann braucht es auch keine dysfunktionalen Bewältigungsstrategien mehr, denn weder im Körper noch im Geist lösen die Triggerpunkte Stress aus.

Wie funktioniert Introvision?

Wir haben von Natur aus ein physisches Alarmsystem. Kommt uns ein Löwe entgegengelaufen, dann löst das einen Alarm aus und Stresshormone werden freigesetzt. Diese katapultieren uns sofort in den Überlebensmodus und alles in uns ist auf Flucht eingestellt. Eine solches Alarmsystem haben wir auch für psychische Situationen. So können wir beispielsweise selbst in einem leeren Raum Stress empfinden. Dieser wird von den Imperativen verursacht, die wir uns selbst im Leben einmal gegeben haben und in Form von Glaubenssätzen herumtragen. Schuld an dieser Misere hat unsere Amygdala – sie ist für das Versenden der Stresshormone verantwortlich und arbeitet ca. 200-mal schneller als unser Großhirn. Das bedeutet, bevor wir überhaupt wissen, dass wir Stress haben, sind schon längst die entsprechenden Hormone in unserem Körper. Wir können somit die Alarme bzw. die Ausschüttung der Hormone nicht durch bewusstes Denken eliminieren. Noch fataler ist, dass wir jedes Mal, wenn die Amygdala Stresshormone ausschüttet, diese noch bestätigen, indem wir zu dysfunktionalen Bewältigungsstrategien greifen. Wir manifestieren also unsere Ängste und Glaubenssätze immer weiter. Genau an diesem Punkt setzt Introvision an. Es ist eine Übung, in der wir in einem ruhigen Zustand bewusst unsere Alarme triggern und dann nicht handeln. Wir lassen sie also ins Leere laufen und das täglich. Da unser Gehirn darauf programmiert ist, möglichst routiniert und im Energiesparmodus zu arbeiten, spürt es nach ein bis drei Wochen, dass die von uns herbeigeführten Alarme und die dafür aufgewendete Energie nicht zweckmäßig sind. Sie werden überflüssig und laufen ins Leere. Und aus diesem Grund schaltet die Amygdala bei dem jeweiligen Glaubenssatz die Stresshormon-Produktion einfach aus. Schon nach kurzer Zeit stellen sich Erfolge ein. War Eric früher schon beim Gedanken an eine Präsentation gestresst, lässt es ihn heute kalt. Vielmehr noch, er wird über die Zeit sogar Freude daran entwickeln können.

Fazit: Ängste und negative Glaubenssätze offen kommunizieren

Damit wir unsere negativen Glaubenssätze auflösen und Ängste aus dem Weg räumen können, ist es der erste und wichtigste Schritt, sich diese einzugestehen und darüber zu sprechen. Unternehmen und Führungskräfte sind hier besonders gefragt, Emotionen nicht unter den Teppich zu kehren, sondern ein Gespür dafür zu entwickeln, was die Mitarbeitenden hemmt, obwohl sie großes Potenzial haben.

Wenn Sie dieses Tabuthema transparent machen wollen, um handlungsfähige, aktive und freudige Mitarbeitende zu bekommen, dann lassen Sie uns gerne über einen für Ihr Unternehmen passenden Weg sprechen. Wollen auch Sie persönlich sich Ihren Ängsten und negativen Glaubenssätzen stellen, dann rufen Sie mich gerne an oder lassen Sie uns bei LinkedInsprechen.