Teamkonflikte meistern – mit diesen 4 systemischen und agilen Ansätzen

Ob Diskussionen mit den Kindern über die Hausaufgaben, verbale Angriffe nach Fehlentscheidungen des Schiedsrichters oder der Streit mit den Nachbarn um die Grundstücksgrenze – Konflikte sind ein ständiger Begleiter in unserem Leben. Sie sind allgegenwärtig, zehren an unseren Kräften und beanspruchen Ressourcen. In Unternehmen beeinträchtigen schwelende Konflikte die Produktivität und das Zusammenspiel der Teams. Im schlimmsten Fall führen sie zu offenen Auseinandersetzungen, die ganze Abteilungen lahmlegen.

Das wäre Simone und ihrem Team vor Kurzem beinahe passiert. Seit Monaten schon arbeiten sie an einem wichtigen Projekt, das bei Erfolg einen Millionenumsatz verspricht. Jedes Teammitglied bringt sich voll ein, doch je näher der Präsentationstag rückt, desto größer werden die Spannungen. Simone wusste, dass etwas getan werden muss, bevor die Situation eskaliert.

In den letzten Wochen hatten sich die kleinen Missverständnisse zu großen Konflikten entwickelt. Die Stimmung war gereizt. Ein besonders hitziger Moment ereignete sich während eines Meetings am vergangenen Freitag. Paul und Katharina gerieten in einen heftigen Streit über die Priorisierung von Aufgaben. Paul warf Katharina vor, ihre Aufgaben nicht rechtzeitig zu erledigen, während diese konterte, dass Paul ihr ständig neue Aufgaben ohne klare Anweisungen zuschiebe. Die anderen Teammitglieder saßen schweigend da und wussten nicht, ob oder wie sie eingreifen sollten.

Solche Situationen sind keine Seltenheit in Unternehmen und besonders unter dem Druck eines wichtigen Projekts oder ähnlicher Umstände kommt es meiner Erfahrung nach vermehrt zu Konflikten. Deshalb folgen jetzt vier Tipps, wie Du Dein Team durch diese Herausforderungen führst, ohne in die Falle der Schuldzuweisungen zu tappen:

 

1. Von Schuld zu gemeinsamer Verantwortung

Der erste Schritt zur Lösung von Konflikten besteht darin, das Konzept der Schuldzuweisung hinter sich zu lassen. Es geht nicht darum, einen Sündenbock für einen Fehler zu finden. Jeder im Team trägt auf seine Weise – sei es aktiv oder passiv – zum Problem bei. Überlegt gemeinsam, wer welchen Anteil daran hat, dass es momentan nicht rund läuft. Diese Herangehensweise öffnet Wege für Verständnis und Lösungen.

Mein Praxis-Tipp: Ermutige Dein Team dazu, offen über ihre Beiträge zum aktuellen Problem zu sprechen. Dies schafft eine Atmosphäre des Vertrauens und der Zusammenarbeit. Führe regelmäßige Reflexionsrunden ein, in denen jedes Teammitglied seine Sichtweise darlegt. Dies fördert nicht nur das gegenseitige Verständnis, sondern auch das Gefühl der gemeinsamen Verantwortung.

 

2. Die oberste Direktive: Auf gute Absichten vertrauen

Aus der Agilität stammt die Regel: „Egal was wir heute erkennen, wir sind fest davon überzeugt, dass alle Beteiligten zu dem Zeitpunkt nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt haben.“ Diese Einstellung hilft dabei, von Schuldzuweisungen abzusehen und stattdessen nach dem Sinn hinter den Handlungen zu suchen.

Mein Praxis-Tipp: Ich habe diese Regel immer ausgedruckt in meiner Tasche. Wenn ich weiß, dass ein konfliktbehaftetes Team vor mir sitzt, hole ich die Regel am Anfang des Termins heraus und bespreche sie zuerst. Das hilft im späteren Gespräch oft, einen Perspektivwechsel zu erzeugen. Implementiere diese Regel als festen Bestandteil Eurer Teamkultur, indem Du sie sichtbar im Büro aufhängst oder regelmäßig in Meetings daran erinnerst. So wird sie Teil des täglichen Miteinanders.

 

3. Persönliche Kommunikation lässt sich nicht ersetzen

In einer digitalen Welt neigen wir dazu, Konflikte über E-Mails oder Chats auszutragen, was in den meisten Fällen zu noch mehr Missverständnissen führt. Insbesondere bei Konflikten ist ein persönliches Gespräch durch nichts zu ersetzen. Der direkte Austausch schafft eine andere Ebene der Verbindung und des Verständnisses.

Mein Praxis-Tipp: Ermutige Dein Team dazu, wichtige Gespräche persönlich oder zumindest per Videoanruf zu führen. Dies sorgt für mehr Klarheit und fördert auch die Empathie unter den Teammitgliedern. Richte feste Zeiten für persönliche Gespräche ein, beispielsweise wöchentliche Check-ins oder monatliche Feedback-Runden. So wird persönliche Kommunikation zur Routine in Deinem Team und Unstimmigkeiten werden schneller gelöst.

 

4. Zeit für Perspektiven und die Vielfalt der Wahrnehmungen

Paul Watzlawick sagte einst: „Jeder glaubt, dass seine Wirklichkeit die wirkliche Wirklichkeit ist.“ Bei fünf Personen gibt es somit fünf verschiedene Realitäten, die sich jeweils nach deren Prägungen, Erfahrungen und Persönlichkeiten richten. Sich die Zeit zu nehmen, die unterschiedlichen Realitäten zu verstehen, dauert zwar länger, ist aber essenziell für eine nachhaltige Konfliktlösung.

Mein Praxis-Tipp: Organisiere regelmäßige Meetings oder Workshops, in denen jedes Teammitglied seine Sichtweise darlegt. Dies fördert das gegenseitige Verständnis und den Respekt untereinander. Nutze dafür auch Methoden wie „World Café“ oder „Fishbowl-Diskussionen“, um verschiedene Perspektiven strukturiert einzubringen. Diese Formate ermöglichen es allen Stimmen, Gehör zu finden und fördern tiefere Einsichten.

 

Eine starke Teamkultur entwickeln

Wenn Du diese Tipps nutzt, unterstützt Du Dein Team dabei, näher aneinanderzurücken und sich für Konflikte zu öffnen. Zusätzlich kommst Du einer Kultur der Offenheit und des Respekts immer näher. Das Team von Simone hat es geschafft: Durch das Vermeiden von Schuldzuweisungen, das Vertrauen in gute Absichten, persönliche Kommunikation und das Anerkennen verschiedener Perspektiven, konnten sie ihre Konflikte überwinden und das Projekt letztlich zum Erfolg führen – was dann auch von allen gebührend gefeiert wurde.

Hast Du Fragen oder benötigst Unterstützung bei der Umsetzung dieser Ansätze? Schreib mich gerne an​​​​​​​ und gemeinsam finden wir Lösungen für Deine individuellen Herausforderungen bei Konflikten im Team.