Ist es im Team wirr oder herrscht echtes wir?

Mit Sicherheit haben wir alle schon einmal in einem Restaurant gegessen – manche Kompositionen begeistern uns und leben durch die Vielfalt an Zutaten, andere hingegen fallen komplett aus dem Rahmen und sind fast ungenießbar. Nun lassen sich Menschen natürlich nicht mit einzelnen Zutaten vergleichen, doch in einem Team ist es teilweise ähnlich. Eine bunte Mischung aus unterschiedlichen Persönlichkeiten, die alle ihre individuellen Stärken und Schwächen haben, treffen dort aufeinander und sollen stimmig zusammenarbeiten, damit letztlich herausragende Ergebnisse entstehen. Doch ich erlebe immer wieder, dass der Frust innerhalb der Teams hoch ist. Es wird nicht zusammengearbeitet und die Führungskraft, die alles zusammenbringen soll, findet sich oftmals in einem wirren Chaos aus verschiedenen Menschen wieder.

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Ein weiteres Phänomen, dass in Teams auftritt, ist, dass jeder ein Adlerauge für die negativen Dinge hat. Es ist wie auf einem weißen Blatt Papier, auf dem ein winziger schwarzer Punkt ist. Alle Blicke richten sich nur auf diesen und niemand sieht die große, weiße Fläche, die das Positive repräsentiert. Die Frage ist nun, wie sich der Blick ändern kann und wie aus einem wirren Chaos wieder eine starke Einheit wird. Was also können Teams tun, damit die Atmosphäre entspannter und produktiver wird?

Mehr Raum für Positives

Kommen wir noch einmal zu unserem Blatt Papier zurück und lösen den Blick von dem kleinen schwarzen Punkt. Besinnen wir uns stattdessen darauf, wie viel großartig weiße Fläche es gibt, denn wenn wir uns auf die Stärken im zwischenmenschlichen Miteinander fokussieren, verändert sich automatisch auch die Perspektive und damit die Atmosphäre im Team.  Sehen wir nur die großartigen Möglichkeiten, die uns die weiße Fläche bietet, stellen sich andere Verhaltensweisen ein – wir überlegen gemeinsam neue Ideen, wie wir sie füllen können und arbeiten miteinander an den besten Ergebnissen. Ist genau das auch Ziel in Ihrem Team? Wollen Sie die Teamatmosphäre und infolgedessen die Arbeitsergebnisse und -qualität verbessern? Oft wird propagiert, dass dies nur gelingt, wenn man darauf schaut, was alles schiefläuft, doch ich bin überzeugt, dass sie dem Positiven mehr Raum geben müssen, damit das Negative in den Hintergrund gerückt wird. Es gibt zahlreiche Ansätze, mit denen Sie dies im Team angehen können. Und da bekanntlich viele Wege nach Rom bzw. zum Ergebnis führen, wollen wir im Folgenden einen davon in drei Schritten näher anschauen.

Der erste Schritt: Schaffen Sie Lichtblicke

Der erste Schritt führt uns zu Lichtblicken, denn gerade in Teams, die schon länger zusammenarbeiten, wird oft nur noch das Negative in den Fokus gerückt. Das liegt mitunter daran, dass mehr Frust zu einer höheren Konzentration an Stresshormonen im Körper führt und diese sind dann maßgeblich dafür verantwortlich, dass alles, was schlecht läuft, besondere Bedeutung bekommt. Über die Zeit entwickelt sich daraus das zuvor erwähnte Adlerauge, das nur noch den „schwarzen Punkt“ als Beute im Blick hat und für alles andere blind wird. Jetzt ist es wichtig, diese Dysbalance wieder ins Lot zu bringen und das Hauptaugenmerk darauf zu richten, was im Team reibungslos funktioniert. Meine Empfehlung ist, sich hier einmal mit dem Team zusammenzusetzen und bewusst nur über das Positive zu sprechen. Dabei gilt es keine Wünsche oder Hoffnungen zu äußern, sondern wirklich auf das zu schauen, was konkret gut läuft. Folgende Fragen sind diesbezüglich hilfreich:

  • In welchen Punkten können Sie sich auf Ihr Team und dieses auf Sie verlassen?
  • In welchen Themen/Momenten fühlen Sie sich durch Ihr Team unterstützt?
  • Wo liegen die Stärken im Team und bei jedem Einzelnen?
  • An welchen Stellen läuft die Zusammenarbeit richtig gut?
  • Was war der letzte Erfolg und wurde dieser gefeiert?
  • Was schätzen die Teammitglieder an ihren Kolleginnen und Kollegen?

Der zweite Schritt: Freundschaften aufrechterhalten

Es ist nur natürlich, dass nicht alle im Team befreundet sein können – es wird immer engere und oberflächlichere Beziehungen geben. Dennoch haben die Teams vor Corona die meiste Zeit des Tages zusammen verbracht. Von der Arbeitszeit über die Mittagspause bis zu dem ein oder anderen After-Work-Drink. Daraus sind auch viele Freundschaften entstanden, die nach Corona durch Homeoffice und remotes Arbeiten schwerer aufrechtzuerhalten sind. Durch die räumliche Distanz und eine zunehmen virtuelle Zusammenarbeit haben sich die Teams teilweise stark distanziert, was es umso herausfordernder macht, das Wir-Gefühl weiterhin aufrechtzuerhalten. Momente, in denen, Sie und Ihre Teammitglieder als Freunde handeln, haben Sie vielleicht in der letzten Zeit übersehen oder als unwichtig wahrgenommen. Beobachten Sie deshalb einmal gemeinsam mit dem Team bewusst einen normalen Arbeitstag. Jeder kann zum Beispiel für sich notieren, in welchen Situationen, Gesten, Gesprächen die Menschen als Freunde agierten, die einander unterstützen, füreinander das Beste wollen oder eine gewisse Selbstlosigkeit an den Tag legen. Wertschätzen Sie diese Qualität und sprechen Sie sie im Team gemeinsam aus:

  • Was ist jedem aufgefallen?
  • Worüber haben sich die Teammitglieder sehr gefreut?
  • Was war überraschend und worüber war wer dankbar?
  • An welcher Stelle hat mir die Unterstützung durch ein Teammitglied geholfen?

Der dritte Schritt: Den Kern herausarbeiten

Vorweg eine kurze Frage: Was hält ein Team zusammen? Nun, die Basis besteht immer in einer gemeinsamen Aufgabe, durch die ein bestimmtes Ziel erreicht werden soll. Ist dieser Kern in Ihrem Team bekannt oder hat er sich vielleicht im Laufe der letzten Monate oder Jahre verändert? Wie sieht das gemeinsame Ziel aus, auf das alle hinarbeiten und wie nah oder fern ist es? Es gilt somit zunächst die gemeinsame Aufgabe klar und transparent herauszuarbeiten, denn wenn jeder ein anderes Ziel vor Augen hat, dann wird es wirr – und genau das sollte nicht eintreten. Ist der Kern klar, geht es zu den einzelnen Teammitgliedern:

  • Was zeichnet das Team bei der gemeinsamen Aufgabe aus?
  • Welche Kompetenzen und Potenziale für die Zielerreichung liegen im Team?
  • Welche Kundenbedürfnisse kann das Team erfüllen?
  • Wie trägt jeder zur Gesamtaufgabe bei?
  • Ist jeder im Team an der richtigen Stelle?

Wenn Sie alle drei Schritte gehen, kommen Sie dem Ziel, Ihr Team mit großartigen Individuen zu entwirren und zum Wir zu führen, ein ganzes Stück näher. Wenn Sie noch einen Lotsen auf diesem Weg brauchen und jemanden, der Sie und Ihr Team darin unterstützt, den Blick wieder auf das Positive zu lenken, dann sollten wir ins Gespräch kommen. Vereinbaren Sie dazu einen persönlichen Termin mit mir oder schreiben Sie eine Nachricht auf LinkedIn.