Der Stillstand sichert das Vorankommen
Kennen Sie den Moment, in welchem der Sportler einen Schritt zurückgeht, um Anlauf zu nehmen? Haben Sie versucht, das in Ihren Veränderungsprozessen einmal ähnlich zu sehen? Phasen des Zweifelns und des Stillstandes bzw. sogar Rückschritts gehören dazu, um mit neuer Energie die nächsten Schritte zu gehen. Wie können Sie als Führungskraft handeln, wenn Sie merken, dass die Veränderungsgeschwindigkeit nachlässt?
Es ruckelt immer ein bisschen, wenn der nächste Gang eingelegt wird, sprich zum Fortschritt von Veränderungsprozessen gehören ebenso Rückschritte, Pausen und auch Zeiten der Frustration. Diese Phasen sind nötig, um neue Energie zu schöpfen, innezuhalten und die nächsten Schritte zu planen. Die entscheidende Frage ist, wie Sie damit umgehen.
Sprint oder Marathon?
Grundsätzlich sind Veränderungsmaßnahmen langfristige Projekte, die nicht von heute auf morgen passieren. Wir Menschen sind jedoch auch Gewohnheitstiere, die durch gewisse Routinen und Denkweisen über Jahre, teilweise Jahrzehnte geprägt sind. Jetzt umzudenken, kostet Zeit und Energie – wie das Training für einen Marathon. Mitarbeitende und Beteiligte am Veränderungsprozess brauchen auch Ruhephasen, um sich neu zu sammeln. Werden Veränderungsmaßnahmen eingeführt, dann starten sie oft mit einer hohen Geschwindigkeit, die auf Dauer nicht zu halten ist. Ein Marathonläufer kann auch nicht über die gesamte Distanz eine Sprintgeschwindigkeit halten. Ist das in Veränderungsprozessen der Fall, gelangt man irgendwann an den Punkt, an dem die Puste ausgeht – alte Denkweisen und Muster kommen zurück und die Veränderung scheint rückläufig zu sein.
Stillstand ist Normalität
Jeder Einfluss von außen, der abseits der Veränderungsmaßnahmen läuft, führt zu Störungen. Und diese kosten ebenfalls Energie und können zu einem Stillstand führen. Wenn Sie den Eindruck haben, die Veränderungsgeschwindigkeit nimmt ab, dann gehört das zur Normalität. Jetzt gilt es nicht in Panik zu verfallen, sondern darum, sich zurückzulehnen, durchzuatmen und innezuhalten. Sollte Ihr Team in eine Phase des Stillstands geraten, dann empfehle ich, zu beobachten und zu reflektieren, was passiert ist und die Ursachen für den Stillstand zu eruieren. Wichtig dabei ist, den Stillstand auch als etwas Normales anzusehen und ihn zu akzeptieren.
Die Standortbestimmung – der Startschuss
Im nächsten Schritt ist es hilfreich die Ursachen zu reflektieren: Waren es Einflüsse von außen oder innerhalb des Teams? Was sind die Hypothesen dazu? Diese gilt es dann im Team zu besprechen, aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und so den Stillstand transparent zu machen. Daraus folgt, dass alle hören, wie es den einzelnen Teammitgliedern geht und die Basis für eine Standortanalyse geschaffen wird. Wo steht das Team, was wurde bislang erreicht? Was waren die Ursachen für die langsame Geschwindigkeit, vielleicht auch für Rückschritt? Und was brauchen wir, um wieder neue Energie zu sammeln? Bei der Standortbestimmung lohnt es sich auch, unterschiedliche Bereiche unter die Lupe zu nehmen. Zum einen die Teambesetzung: hat sich hier in letzter Zeit etwas verändert? Braucht es zukünftig Anpassungen? Zum anderen das Aufgabenfeld: Was hat sich hier verändert und was lohnt es sich vielleicht näher zu analysieren? Im nächsten Schritt ist es hilfreich, die Selbstorganisation des Teams hinsichtlich der Arbeitsweise und des Verantwortungsfelds zu prüfen. Was hat sich hier verändert und sollte ggf. angepasst werden? Mit einem Auftaktmeeting zur Standortbestimmung wird wieder neue Energie freigesetzt. Es gibt einen neuen Drive und das Wichtige ist, dass das Team die Veränderungserfolge, die es bislang schon erzielt hat, mitnimmt und darauf aufbaut.
Stillstand von außen und innen
Diese Schleife der Standortbestimmung zu fahren, ist wichtig, um wieder neue Geschwindigkeit aufzunehmen, aber auch einen Schritt zurück zuzulassen, um mit neuem Schub, einem neuen Kurs die Umgebungsbeschaffenheit anzuschauen. Das alles sind allerdings Einflüsse von außen. Es kann sein, dass der Stillstand von außen, auch im Innen gebraucht wird. Wenn Ihnen dieser Gedanke kommt, dann ist eine Standortbestimmung ebenfalls hilfreich, aber mit dem Fokus darauf, die bisherigen Erfolge zu feiern. Halten Sie als Führungskraft einmal inne und reflektieren Sie, was sich bereits alles verändert hat und wie viel geschafft wurde. Worauf ist das Team besonders stolz? Brauchen alle einmal eine Pause? Wenn eine Erholungsphase geplant ist, gibt das dem Team automatisch die Ruhe, die es auch benötigt. Auf der anderen Seite wird das Team dadurch auch zukünftig proaktiv auf Sie zukommen, wenn es merkt, dass eine Pause nötig ist.
Frust vs. Lust aufs Durchstarten
Nimmt die Geschwindigkeit in Veränderungsphasen ab oder kommt es zu einem Stillstand, ist es ganz natürlich, dass sich Frust breit macht und auch bisher Erreichtes infrage gestellt wird. Alte Muster kehren zurück und man denkt vielleicht, dass man eigentlich schon viel weiter war. Die Frage, ob die Veränderung überhaupt Sinn ergibt oder hier gerade Geld verbrannt wurde, steht im Raum. In diesen Momenten ist es wichtig innenzuhalten, die Pause-Taste zu drücken, die Veränderungen zu reflektieren und wieder neu anzufangen. Dann entsteht aus dem Frust wieder Lust aufs Durchstarten und darauf, die nächsten Meilensteine zu erreichen.
Sind Sie auch gerade in einer Phase des Stillstands und brauchen eine Außenperspektive? Möchten Sie diesen effektiven Weg nutzen, um wieder einen Schritt voranzukommen und das Umdenken zu fördern, dann lassen Sie uns gerne sprechen.